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7 Tage Detox

Eine Kolumne von Jeanette Fuchs

7 Tage Detox. Nein, das ist kein Aufruf zum Mitmachen, auch keine Predigt über Clean Eating. Es ist einfach ein ganz persönlicher Erfahrungsbericht.

Meine persönliche Detox-Challenge ist vorüber. 7 Tage geschafft. Und das sogar mit Leichtigkeit. Das liegt nicht daran, dass ich so wahnsinnig diszipliniert oder so gut im Durchhalten bin. Auch nicht, dass ich der Meister im “Ich-verkneife-mir-die-Chips-und-die-Schokolade”-Disziplin wäre. Es liegt wahrscheinlich daran, dass es nicht meine erste Reinigungskur dieser Art war.

Zum ersten Mal habe ich mich vor einigen Jahren mit den Themen Entgiftung und Ernährung beschäftigt. Als die Begriffe Detox, Low Carb, Clean Eating, Raw Food von den USA langsam auch bei uns ankamen. Als man von Kokosnussöl, Chia und Weizengras hörte, aber noch nicht genau wusste, was man damit machen soll, geschweige denn, wo man es kaufen kann. Die Idee des Clean Eating war noch sehr fremd und ich drückte täglich mehrfach auf den Knopf der Kaffeemaschine, um mich von irgendwelchen Ärgernissen im Job abzulenken bzw. eine offizielle Begründung für eine Pause zu haben. Der (schlechte) Kaffee war meine Belohnung – für was auch immer. Mittags kam aus Zeitgründen schon mal die Mikrowelle zum Einsatz. Abends wurde dann Wein und Prosecoo mit Kunden geschlürft und der Alkohol landete in einem Magen, der eigentlich Hunger hatte.

Glücklicherweise hat mein Magen rebelliert und ich war neugierig und selbstverantwortlich genug, meinen Lebensstil grundlegend zu ändern. Ach ja, mein Eisengehalt im Blut war übrigens in einem erschreckend niedrigen Bereich, dass ich mich – kein Wunder – ständig müde und schlapp fühlte. Die Eisentabletten vom Schulmediziner erwiesen sich als wenig hilfreich.

Meine Veränderung begann mit einem Buch: Dr. Joshi’s Holistic Detox. Nach klaren, leicht nachvollziehbare Essensregeln hatte ich gesucht und hier bekam ich sie, auf einer Seite zusammengefasst:

KEIN rotes Fleisch (easy…ich war schon damals Vegetarier)

KEINE Milchprodukte (ich vermeide alles von der Kuh und erlaube mir kleine Mengen von Ziegen- oder Schafskäse)

KEINE Früchte außer Bananen (das sehe ich persönlich etwas lockerer!)

KEIN Weizen, keine Gluten, keine Hefe (für mich sind Haferflocken ok, da der Glutengehalt sehr niedrig ist)

KEINE Kuchen, Kekse, Doughnuts, Croissants… (geht klar!)

KEINE Marmeladen, Aufstriche etc. – Honig ist ok!

KEIN Kaffee, auch kein koffeinfreier Kaffee!

KEINEN Zucker, keine Schokolade, keine Süßigkeiten (reiner Kakao ist gesund und daher erlaubt!)

KEINE künstlich hergestellten Lebensmittel (im Supermarkt also nach dem Gemüseregal gleich direkt die Kassa ansteuern!)

KEINE künstlichen Zusatzstoffe, kein Ketchup, kein Senf, kein Essig und auch keine Essiggurken im Glas etc.

Das war also mein Masterplan für die innere Reinigung und die Behebung meiner gesundheitlichen Probleme. Fälschlicherweise verwechselt man Detox oft mit einer Diät, die schlank machen soll. Kann sein, dass ein paar Kilos purzeln, weil der Körper “entschlackt”. Hat man allerdings sein Idealgewicht, ist das keinesfalls das Thema einer Detox-Kur. Dr Joshi – ein indischer Arzt, der in London lebt und seine Detox-Anleitungen mit nützlichen Ayurveda-Tipps versieht (auch Yoga und Meditation unterstützen den Prozess auf ganzheitlicher Ebene!) – empfiehlt zu Beginn einen 21-Tage-Plan. Danach ist man soweit, seinen Lebenstil grundsätzlich auf ein neues Level zu stellen, auch wenn die Regeln dann weniger strikt sind.

Man sollte an einem arbeitsfreien Wochenende beginnen, denn ja, die ersten 3-4 Tage können unlustig sein.

Und das waren sie auch bei mir. Nach meinem ersten grünen Smoothie musste ich mich sofort übergeben – kein Scherz. Was daran lag, dass mein Körper diese gesunde Dosis gar nicht gewohnt war, aber auch, dass ich meinte, gleich die gesamte Ausbeute meines frisch erstandenen Juicers (1 Liter) auf einmal trinken zu müssen. Großer Fehler, liebe Yogis! Don’t try this at home! Die nächste Hürde war der Kaffeeentzug, der teils heftige Kopfschmerzen verursachen kann. Nicht schön. Deshalb will man auch gleich wieder alles hinwerfen. Bis Tag 4 sollte man durchhalten, denn ja, dann geht es aufwärts! Mit ambitionierter Konsequenz habe ich die 21 Tage durchgezogen, die mich auch in einem neuen Shopping- und Kochverhalten mit neuen, ungewohnten Zutaten gefordert haben. Danach war ich tatsächlich ein neuer Mensch.

Seither hat sich vieles verändert. Nicht nur, dass ich mir noch mehr Ernährungsfibeln ins Regal gestellt habe – wie beispielsweise Dr. Holfords Nutrition Bible – sondern auch, dass viele gesunde Rituale zur Gewohnheit geworden ist. Ein wichtiger Punkt! Denn genauso, wie es ein automatisiertes Verhalten sein kann, den Knopf der Kaffeemaschine zu betätigen, kann es zum Alltag gehören, den Tag mit warmen Wasser, in der eine Zitronenscheibe schwimmt (der beste und einfachste Ayurveda-Tipp ever!) zu beginnen.

Mag sein, dass ich mittlerweile ein kleiner Nutrition-Nerd geworden bin und ja, man kann die Sachen bestimmt übertreiben, was ich gelegentlich tue. Wir Yogis eben, die immer einen auf gesund und erleuchtet machen. Es soll schlimmere Sünden geben. Wie dem auch sei: Ich schwöre einfach auf meine Detox-Kuren, die ich mehrmals im Jahr (am besten zum Jahreszeiten-Wechsel) zumindest eine Woche konsequent durchziehe. Ich habe mich damit vom Übel der Kaffeesucht befreit (Ich liiiebe guten Kaffee, aber es ist etwas anderes, ob man ihn irgendwann am Tag mal gerne genießt – oder ob man wie ein Zombie frühmorgens nach seiner ersten Dosis Koffein schreit. Der beliebte Hashtag #butfirstcoffee, der auf Instagram kursiert, sagt eigentlich alles.).

Mein Magen, der mir bei schlechter Ernährung, Stress und Hektik üble Schmerzen bereitet hat, hat jetzt ein sehr viel entspannteres Leben. Und nicht zuletzt konnte ich meinen Eisenspiegel damit elegant in die Höhe jagen. Nicht nur, weil ich wie wild eisen- und Vitamin C-haltiges Gemüse durch den Juicer gejagt habe, sondern auch weil ich in meinem Körper ein cleanes Umfeld geschaffen habe, damit das Eisen auch gespeichert werden kann. So lautet zumindest meine ganz eigene Theorie im Selbstversuch, die sich so viel effektiver erwies als das sinnbefreite Schlucken von Eisentabletten mit unschönen Nebenwirkungen. Die Verantwortung für die eigene Gesundheit lässt sich nicht auf jemanden übertragen, nur weil er einen weißen Kittel trägt. So oder so ähnlich sagt es Dr. Lissa Rankin in ihrem Buch “Mind over medicine”, das ich ebenfalls sehr empfehlen kann.

Das eigentliche Erfolgserlebnis ist, wenn eine Challenge gar keine Challenge mehr ist.

Das hier ist kein Aufruf, wie bei so vielen Detox-Challenges, die regelmäßig durchs Internet geistern. Das ist einfach meine persönliche Geschichte. Und sie soll, wenn überhaupt, höchstens dazu ermuntern, hinter die Kulissen des weitläufig vermarkteten Detox-Trends zu blicken. Es ist nämlich in Wahrheit eine völlig einfache, unspektakuläre Sache. Es geht um das Sich-selbst-wieder-spüren. Es geht weniger um das Befolgen strikter Regeln, es geht mehr ums Hineinhören, was der Körper braucht. Und es geht um das liebevolle Ignorieren, wenn das Ego schreit “Verdammt, ich brauch meinen Kaffee, sonst werde ich unbequem!” Es geht um das Verstehen der Zusammenhänge im Körper. Was man isst und wie man isst, macht sich ziemlich schnell im Körper bemerkbar. Also: Hinhören und weglassen, wenn es der Mission des Wohlbefindens schadet. Und weil es nicht so einfach ist, zu hören und zu spüren, was gut ist, halte ich Dr. Joshis Grundregeln (siehe Liste oben) bis heute für eine der simpelsten und wirksamsten Methoden, sich in das Abenteuer Detox zu wagen. Und ja, es kann echt hart werden, die 21 Tage durchzustehen. Die gute Nachricht: Je öfter man es macht, desto leichter wird es. Je eher man den Schalter im Kopf umlegt, umso besser ist es!

Und das eigentliche Erfolgserlebnis ist, wenn eine Challenge gar keine Challenge mehr ist. Weil die “Regeln” zur “Gewohnheit” geworden sind. Und man abends beiläufig bemerkt, dass man heute gar keinen Kaffee getrunken hat und einem dennoch nichts fehlt.

Jeanette Fuchs

Jeanette Fuchs ist Yogalehrerin und Flashpackerin mit Leidenschaft. Ihr inspirierender Reiseblog „Follow Your Trolley“ steht ganz im Zeichen des stilvollen Reisens. Trolley und Yogamatte sind beim Erkunden von entlegenen Plätzen und pulsierenden Metropolen stets ihre treuen Begleiter.

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